12.04.12 Große kleine Welt

Über die Sonderausstellung im Schifffahrtmuseum Flensburg  "Historisch korrekt". Adi Born, Modellbauer. Eröffnung am Sonntag, 15. März

Schon aus älterster Zeit sind Schiffsmodelle überliefert, und auch heute werden Schiffsmodelle gebaut.  Ausstellungen locken zahllose Besucher an. Sie drücken sich die Nasen an den Vitrinen platt und manch einer geht nach Hause mit dem Seufzer "leider fehlt mir dazu die Zeit". Aber der Wunsch nach einem der faszinierenden Modelle bleibt lebendig. So wundert es nicht, dass die Abfrage nach "Schiffsmodellbau" in Google zu mehr als 530.000 Zitaten führt.
Den Anblick und - meist nicht erlaubt - das Berühren eines Schiffsmodells empfinden wir so intensiv, dass wir meinen, den Geruch von Salzwasser zu schmecken oder den Wellenschlag an hölzernen Rümpfen zu hören. In Gedanken gehen wir an Deck, prüfen den Zug der Schoten, lassen den Wind die Segel blähen und stecken unseren Kurs ab. Unser Kino im Kop nimmt uns auf eine neue Reise mit.
Nun erwartet Flensburg eine Präsentation von Schiffsmodellen die ihresgleichen sucht. Es sind Arbeiten des Flensburgers Adolf Born, den seine Freunde bewundernd und gerne "Adi" nennen.
Adi`s Modell der FORTUNA  (1)
Ein Rückblick:
Wer vor einigen Jahren die Museumswerft besuchte kam nicht umhin, in Adis Werkstatt zu sehen. Während in der Werfthalle die Arbeiten an der "Danske Jagt" vorangingen, baute Adi in seiner Modellbauer-Werkstatt das zugehörige Modell und zwar mit einer Detailversessenheit, die ihresgleichen sucht.
Die meisten Besucher bekommen das Modell nur von außen zu sehen. Jedoch wen Adi mag, dem zeigt er voll berechtigtem Stolz wie es unter Deck aussieht. Dort ist die Kapitänskajüte bis ins letzte Schapp original und mit einem Holzofen ausgestattet (ca. 3 auf 2 cm), an dem sich sogar die Feuertüren öffnen lassen. Selbstredend gibt es funktionsfähige Vorreiber, so dass keine Glut herausfallen kann. Die Kojen haben (weiche!) Matratzen und passend genähte Bezüge. Dass die Spills funktionieren wie beim Original, versteht sich von selbst. Auch mit der Lenzpumpe könnte man, wenn denn Wasser eindränge, das Schiff lenz halten.
Adi bei der Arbeit     (2)
Nun mag man sagen  "wer weiß schon, wie es da wirklich ausgesehen hat?" und mancher meint, die Anmutung der Wirklichkeit reiche doch vollkommen aus. Adi reicht das nicht. Ein  sehr großer Teil der Zeit für ein Modell ist der Recherche gewidmet. So wurden auch Unterlagen über dänische Schiffsöfen besorgt, die, nach historischen Vorlagen angefertigt, von einem auf Traditionsschiffe spezialisierten Ausrüster angeboten werden.
Modellbau in dieser Präzision erfordert tatsächlich immens viel Zeit. Zwei bis dreitausen Stunden sind sicherlich nicht zuviel gerechnet, sind doch zum Beispiel die Segel, wie beim Original, von Hand an Liektaue genäht. Für eine schnelle Überschlagsrechnung: Ein Arbeitsjahr hat, ohne Urlaub und andere Fehlzeiten, rund 2000 Stunden. Man kann also sagen, der Aufwand, ein Modellschiff dieser Güte zu bauen, entspricht beinahe dem seiner originalen Vorlage. Nun liegt die Danske Jagt halb verborgen hinter den Pontons der Museumswerft. Adis Modell hingegen ist mit 25 anderen ab Sonntag, dem 25. April im Schifffahrtmuseum ausgestellt und für alle aus nächster Nähe zu betrachten.
(1) Foto: W. Kühn
(2) Foto: G. Büker