08.10.12 Endlich wieder segeln!

Windvorhersage für die Innere Förde: vier bis fünf Beaufort aus West, Böen sechs bis sieben. Am Bohlwerk rührt sich nur ein leicher Hauch, es ist bei Westwind gut geschützt. Wir konnten nun schon ein paar Wochen nicht mehr raus. Heute nachmittag wollen wir wieder mal segeln und fragen uns, welche Besegelung günstig ist. Eine Ketsch bietet darin zum Glück eine gute Auswahl. Wir sehen uns Schiffe an, die in den Hafen hineinsegeln. Sonst haben die meisten bei dieser Wetterlage ein oder zwei Reffs ins Großsegel gebunden. Doch wer heute überhaupt in den Hafen kommt, hat seinen Mast bereits im Winterlager. Wir glauben also der Vorhersage und entscheiden uns für die handliche "Fock & Groß"- Variante, zumal wir aus der Übung und durch einen desolaten Fuß beeinträchtigt sind.

Tatsächlich nimmt der Wind schnell zu, sobald das hohe Werftgebäude hinter uns liegt und schon bei Fahrensodde fegt ein frischer Wind aus der Wasserslebener Bucht. Der nimmt um so mehr zu, je näher wir zu den Ochseninseln kommen. Dort haben wir schon geschätzte sechs Beaufort und dazu noch Böen. Obwohl die Wellen nur wenig Anlauf nehmen können, sind einige beinahe einen halben Meter hoch. Für uns kommt der Wind raum und WIEBKE BOHLEN nimmt Fahrt auf. Mit ihren ca. zwanzig Tonnen Verdrängung braucht sie dazu eine kleine Weile aber dann legt sie sich auf die Backe und pflügt die Förde.


Bald sind wir bei den Ochseninseln und entschließen uns, zurück zu segeln. Es wird länger dauern als bisher, denn nun müssen wir kreuzen. Wir können bei den Wellen nicht höher als 55 bis 60 Grad an den wahren Wind und das reicht nicht für einen geraden Kurs in den Hafen. Seit einer Weile sehen wir einen großen Traditionssegler in Richtiung Flensburg fahren. Jetzt kreuzen sich unsere Kurse und wir erkennen: es ist SEUTE DEERN. Beim nächsten Schlag bleiben wir hinter ihrem Heck, obwohl das GPS sechs bis sieben Knoten anzeigt.
Wir fahren vorzugsweise Wenden. Aber wenn es wg. mangelnder Übung mal nicht auf Anhieb klappt, sind Halsen eine gute Alternative. Sie brauchen nur unwesentlich mehr Platz und schonen bei dicht belegten Großsegel-Schoten die Vorschoterin und das Schiff.

Bald schon liegt die Werft vor uns und der Wind nimmt spürbar ab. Im Hafen herrscht schon fast wieder Flaute. Für den Weg bis zum Museumshafen benötigen wir fast so lange, wie von den Ochseninseln bis zur Werft. Aber wir kreuzen bis vor unseren Liegeplatz. Gut durchgepustet sind wir zurück. Was für ein schöner Nachmittag.
Neugierig rufen wir die Reisestatistik im Plotter auf: die maximale Geschwindigkeit war achtkommaeins Knoten. Es war sogar ein sehr schöner Nachmittag!