03.05.13 Am Ende Licht

Das Schicksal der alten Traditionsschiffe KIMIK und LIBELLE ist noch nicht entschieden. Wie schon am 18.04.13 kommentiert, sollten sie zwangsweise von ihrem jetzigen Liegeplatz weg- und in den Historischen Hafen hinein verwiesen werden. Vorgestern brachten die Flensburger Nachrichten unter dem Titel "Kampf um die Ballastkai-Plätze" einen Artikel über die "geplante Zwangsumsiedlung", die mit dem neuen Gebäude namens "Klarschiff" in Verbindung gebracht wurde. Mittlerweile soll sich der Hauptausschuss der Stadt erneut mit dem Thema befassen. (Anm.: Im Hauptausschuss wird der Wille der Stadtpolitik und die Maßnahmen der Stadtverwaltung abgestimmt.) mit der Begründung, die Verwaltung hätte die Politik vorher fragen müssen. "Pier und Wasserflächen hätten seit jeher eine öffentliche Widmung, über deren Aufhebung nicht die Verwaltung, sondern das Innenministerium entscheiden müsse", soll es in der Beschlussvorlage weiterhin heissen.
Nun wollen wir nicht hoffen, dass künftig Liegeplätze von Historischen Schiffen  von der Landesregierung zu entscheiden sind.  Um den Verdacht auszuräumen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Neubau und dessen geplanter Nutzung und den Liegplätzen einen unschönen Zusammenhang geben könnte, wird der Bauherr zitiert, der sagt, dass er sich "über jedes Schiff freut, das hier liegt". Jedoch müsse die Mischung stimmen, wird weiter ausgeführt, und die Dauerlieger "müssen in einem gewissen Rahmen auch präsentabel sein".
Und damit zielt er auf ein Dilemma, in dem einige Eigner von alten Arbeitsschiffen stecken. Für den gewerblichen Einsatz sind sie nicht rentabel, falls sie dafür überhaupt eine Betriebserlaubnis bekommen. Für eine denkbare "kulturelle Nutzung" können die privaten Eigner häufig noch nicht einmal die laufenden Kosten erwirtschaften. Häufig kommt erschwerend hinzu, dass diese Menschen schon ein bisschen anders sind als der normale Durchschnittsbürger, sonst würden sie nicht ihr Leben dem Erhalt eines alten Schiffes unterordnen.
Ginge es nicht um den Bewahrung alter Kulturzeugnisse, könnte man das ja mit einem Achselzucken abttun und der stummen Feststellung, das jeder eben wissen müsse, was er will.
An dieser Stelle sollten die an der Entwicklung und Bewahrung historischer Zeugnisse Interessierten einmal beginnen nachzudenken, wie es weitergehen soll. Die Eigner der Traditionsschiffe werden älter.  Junger, fähiger Nachwuchs fehlt allenthalben und wird deswegen von anderen gemeinnützigen Organisationen heftig umworben. Bald werden Schiffe abgewrackt werden, weil die rein privat ausgerichteten Konzepte für ihren Erhalt versagen. Andere Länder und andere Städte haben bereits Lösungen für diese Situation entwickelt. Keine ist Ideal in dem Sinn, dass alle Wünsche erfüllt werden. Aber man sollte beginnen, sie zu studieren, um daraus Schlüsse für die Situation in Flensburg und darüber hinaus zu entwickeln. Flensburg hat einmal eine führende Rolle beim Entstehen der Museumshäfen in Deutschland gespielt. Museumshäfen als Ort für alte Schiffe. Flensburg hat jetzt einen Historischen Hafen, der seines gleichen sucht. Es ist wieder Zeit, dass jemand als Vordenker auftritt, damit es auch künftig alte Schiffe gibt, die Museumshäfen füllen können. Nun hat der Historische Hafen bei seiner Gründung Fundraising für die Gesellschaftervereine genannt, mit der Begründung, dass Sponsoren und Öffentliche Hände ihr Geld nicht so gerne in kleinen Päckchen an kleine Organisationen verteilen. Geld ist auch geflossen und verwendet worden, jedoch nicht für den Erhalt des Fundaments aller maritimen Hafenkonzepte: Die Sicherung des Schiffsbestandes. Vielleicht kann man künftig einen Teil des Geldsegens für diese notwendige Basisarbeit einsetzen? Der schönste Überbau taugt nichts auf schwammigem Boden. Über das sinnvolle Wie und Was müsste noch nachgedacht werden. Auch hier lassen sich Vorbilder nutzen, um den Skibsbevaringsfond in Dänemark einmal zu nennen. Und Wege, junge Menschen diesseits großer Hafenfeste an die maritime Kultur heranzuführen, sollten auch mal gespurt werden.
Dann wäre wieder Licht am Ende des Tunnels.