14.10.13 Pacta sunt servanda

Verträge sind einzuhalten, sagten die alten Römer und benannten damit einen Rechtsgrundsatz, der seitdem  Menschen, Organisationen und Staaten  Frieden brachte.
Heute schreibt das Flensburger Tageblatt in seinem Lokalteil unter dem Titel "Immer Ärger mit den Pollern" über den desolaten Zustand der Dalben am Bohlwerk des Museumshafens.  Schon seit Jahren beobachten die Traditionsschiffer, wie die Holzstämme verrotten, an denen ihre Schiffe befestigt sind. Dabei droht die Gefahr nicht nur unter Wasser durch den berüchtigten Teredo Navalis, dem Schiffsbohrwurm, sondern auch über Wasser durch Holzfäule und Fraßfeinde. Manche der so stabil aussehenden Holzpfähle sind nur noch hohle Attrappen ihrer selbst, in denen Vögel nisten. Andere brechen einfach schichtweise ab, weil sie entlang der Jahresringe ihren Zusammenhalt verlieren. Dabei sollen sie doch den bis zu 150 Tonnen verdrängenden Schiffen auch bei schweren und schwersten Stürmen sicheren Halt bieten. Solche Stürme kommen in Wintermonaten immer wieder vor. Besonders, wenn im Süden ein Sturmtief durchzieht. Dann steigt der Wasserstand und im Hafen stehen Wellen von bis zu einem Meter Höhe. Bei dieser Wellenhöhe bewegen sich auch die großen, schweren Schiffe. Dann reißen die Achterleinen mit scharfem Ruck an den Dalben. Während die Schiffe den Belastungen nachgeben können, müssen die Dalben die Kraftspitzen mit sich selbst ausmachen, indem sie sich biegen. Bis sie brechen. Und im Winter kann man die Schiffe auch nicht mehr an einen sicheren Liegeplatz verholen.
Bricht ein Dalben, treibt das Schiff gegen seinen Nachbarn und beschädigt ihn. Wir hatten das schon einmal im Museumshafen. Allerdings lag es damals an zu schwachen Festmacherleinen und daran, das einzelne Schiffe zu eng beieinander lagen. Seitdem haben die Schiffer nachgerüstet und die Plätze zwischen den Boxen werden nicht mehr belegt. Mehr können die Eigner nicht für die Sicherheit ihrer Schiffe tun. Außer: Sich einen anderen Liegeplatz zu suchen. Von den Schiffen, die dem Museumshafen und damit Flensburg den Rücken gekehrt haben, ist aber noch nie eines zurückgekommen.

Der Museumshafen hat seinen Teil der Verpflichtungen erfüllt. Nachdem der letzte gültige Pachtvertrag mit den Stadtwerken über das Bohlwerk geschlossen wurde, hat der Museumshafen eine große Anzahl Dalben auf seine Kosten ersetzt. Das war damals eine sehr große finanzielle Belastung für den gemeinnützigen Verein. Um ihn  künftig vor dieser Anstrengung zu schützen, gab es ein Abkommen mit den Stadtwerken mit dem folgenden Inhalt: Der Verein schenkt alle Holzpfähle, dem Pachtherrn und der erhöht wegen des größeren Risikos den Pachtzins. Den hat der Verein seit dem gezahlt und damit seinen Teil der Abmachung erfüllt. Nun ist es am Verpächter, sich ebenfalls an Treu und Glauben zu halten. Wer etwas verpachtet, muss für den guten Zustand der Sache sorgen.

P.S. Anders als in dem Zeitungsartikel geschrieben, handelt es sich um den Pachtvertrag für das Bohlwerk einschließlich der Dalben dort. Für die in dem Artikel genannte Wasserfläche zahlt der Verein zusätzlich an die Stadt bzw. deren Töchter oder Enkelinnen. Auf der anderen Seite - und das sollte nicht ganz vergessen werden, zieht der Verein zahllose Besucher in die Stadt. Nicht nur während der Rum-Regatta und der Apfelfahrt, sondern während des ganzen Jahres kommen sie um sich die alten Schiffe anzusehen und ein wenig Romantik zu tanken und sorgen für Umsatz in Gastronomie und Handel.

Übrigens tragen sich etliche Schiffseigner nicht nur wegen der Gefahr durch verrottende Dalben mit dem Gedanken, Flensburg zu verlassen, sondern auch und nicht zuletzt wegen der fortgesetzten Randale während der Nächte am Mittwoch, Freitag und Samstag, wenn besoffene Hooligans über das Bohlwerk stolpern und sich auf den Schiffen breitmachen. Auch da ist die Stadt in der Pflicht, egal ob direkt über das Ordnungsamt, die Polizei oder über ihre abhängigen Unternehmen.