25.11.13 FULVIA - vom Kutter zur Ketsch

Im Sommer mutierte FULVIA, das zweitälteste Schiff im Hafen, urplötzlich von der Ketsch zum Kutter. Nun hat sie die Rückverwandlung beinahe abgeschlossen und schon steht die nächste Metamorphose (griechisch metamórphosis "Umgestaltung") ins Haus. Nur noch bis morgen früh kann sich das alte
Traditionsschiff seiner Mastenzier erfreuen.
Man könnte annehmen, dass die Erfahrungen mit dem Segeln ohne den hintersten Mast so viel versprechend waren, dass jetzt in einem Versuch herausgefunden werden soll, wie es sich ohne Großmast segelt. Immerhin könnte erwartet werden, dass FULVIA so hoch an den Wind gehen wird, wie nie zuvor.Aber nicht Forscherdrang sondern der Wunsch nach Sicherheit, der obersten Tugend aller Seeleute, gab den Ausschlag.
FULVIA (mit schwarzem Rumpf) hinter CARMELAN
in Chr. Badebyggeri in Egernsund
Nach dem Schrecken im Sommer, als der Besanmast brach, soll der Großmast gezogen werden, um ihn gründlich zu untersuchen.
 
Das Taljereep am Besan muss noch gespannt werden
Es bedarf vieler Stunden, einen Mast zu ziehen und wieder aufzuriggen. Bis er wieder steht, werden viele Tage verstreichen. Doch jetzt, im Winter, ist der Bedarf für Segelreisen eher gering. Zum einen muss der Baum, die Gaffel, alle Fallen und sonstiges Laufendes Gut samt ihrer Blöcke abgenommen und sorgfältig beschriftet werden. Dann werden die  elektrischen Leitungen unterbrochen und die Taljereeps der Juffern ausgeschoren. Zuletzt, wenn der Mast schon sicher am Kran hängt, werden die Mastkeile entfernt. Nun erst kann das gute Stück sorgfältig aus dem Rumpf gezogen werden. Hier zeigt sich die Erfahrung des Kranführers: Der Mast soll an einer Stelle angeschlagen werden, die knapp oberhalb des Gewichtsschwerpunktes liegt. Kommt man darüber, wird es schwierig, ihn zu legen, darunter wird's gefährlich, denn er wird kippen, sobald er nicht mehr in dem Mastloch geführt wird. Manchmal muss am stehenden Mast probiert werden, bis alles so sitzt, wie es sein soll. Stagen, Wanten, Backstagen und Pardunen werden erst abgenommen, wenn der Mast am Boden liegt. Während der Mast untersucht und wo nötig repariert wird, sollte noch Zeit bleiben, alle demontierten Teile gründlich zu sichten, zu reinigen und ggfs. zu reparieren. Das Schleifen und Lackieren aller Holzteile (mindestens achtmal) ist schon fast der kleinste Teil der Arbeiten. Und dann muss der Mast auch wieder gestellt und geriggt werden. Viel Zeit für besinnliche Stunden wird es in diesem Winter nicht geben. Vermutlich wird sich die gesamte Aktion bis zur Rum Regatta 2014 hinziehen.
Wir wünschen der Mannschaft und dem Schiff "Gutes Gelingen"!