15.01.14 RAKEL wird wieder

Vor ein paar Tagen erhielten wir einen Tipp von Arved Fuchs, dessen DAGMAR AAEN in diesen Tagen bei der Werft von Chritian Johnson in Egernsund zur Wartung festgemacht hat. Das Expeditionsschiff wird dort regelmäßig durchgesehen und ständig auf dem technischen und handwerklichen Stand gehalten, den ein Schiff benötigt, mit dem schwierige Reviere sicher befahren werden. Gerade ältere Holzschiffe benötigen sehr viel Aufmerksamkeit und vorbeugende Wartung, wenn man sicher von A nach B kommen will und wenn nur der Wettergott und Rasmus für das Kapitel "Überraschungen" zuständig sein soll. Wem sein Schiff lieb und teuer ist, wird an dieser Stelle nicht knausern. Die Unfälle im letzten Jahr, über die wir auch in den HAFENMELDUNGEN berichteten (Untergang der WYVERN, der FALADO von RHODOS, und vielleicht auch der OLGA von SKAGEN) sprechen eine deutliche Sprache. Einige Havarien gingen glimpflich ab, wie zum Beispiel die der RAKEL. Sie erlitt bei Starkwind auf der Fahrt nach Helgoland einen Wassereinbruch, der nur mithilfe der DGzRS gebändigt werden konnte. Bemühungen, das Schiff zu reparieren scheiterten, nachdem der Eigner dabei einen schweren Unfall erlitt. Die alte, vermutlich letzte originale Colin Archer Ketsch, ein Fischerei-Begleitfahrzeug von 1896, wurde nun verkauft und seine neuen Eigner wollen es Grund auf sanieren und handwerklich auf besten Stand versetzen.
Glücklicherweise gibt es noch ein paar Werften, die solche Projekte erfolgreich bewältigen können und auch in jüngster Zeit bewältigt haben. Glücklicherweise deshalb, weil sie das Überleben hunderter historischer Schiffe und ihrer Nachbauten sichern. Trotz bewundernswerter Beispiele, von Eignern, die viel Enthusiasmus und Geschick ihre Schiffe selber in Schuss halten gilt: Wenn es hart auf hart kommt, geht es nicht ohne die Hilfe eines
Bootsbauers. Denn wirklich tief greifende Reparaturen an der Struktur der Schiffe erfordern viel Erfahrung und die Möglichkeiten einer ausgewachsenen Werft. Und ebenfalls glücklicherweise gibt es Eigner, die so viel eigenes Geld und eigene Zeit aufbringen, wie es für diese Arbeiten nun mal notwendig ist. Ohne sie, die Werften und die Eigner gäbe es keine Rum-Regatta und andere Veranstaltungen mit historischen Segelschiffen, die von vielen Menschen gerne besucht werden. Diesen Aspekt darf man bei allen notwendigen Gesprächen über Traditionsschiffe nicht aus dem Blick verlieren.
Heute haben wir RAKEL in Egernsund besucht. Die ersten Planken wurden abgenommen, vermutlich um den Zustand der Spanten besser erkennen zu können. Das Schiffsinnere ist komplett ausgeräumt und das Deck auf großen Flächen geöffnet. Spannend, die Relikte früherer Zeiten zu sehen. Reste der inneren Planken sind zu erkennen. Alte Spanten hatten einen deutlich größeren Querschnitt als die jüngeren. Wie mag das Schiff vor vielen Jahren ausgesehen haben, bevor die ersten großen Umbauten vorgenommen wurden? Hätten wir nicht schon einige andere Schiffe in diesem desolaten Zustand auf der Werft gesehen, die heute nahezu neuwertig sind, bekämen wir leise Zweifel, ob das noch mal was wird. Wir wünschen der Werft, den Eignern und dem Schiff einen erfolgreichen Verlauf des Projektes! Wir bleiben dran und werden weiter berichten.
Das Schiff ist eines der letzten großen Fischereifahrzeuge des berühmten norwegischen Schiffskonstrukteurs. Es wurde auf seiner Werft für die harten Bedingungen der Fischerei norwegischen See gebaut. Später wurde es unter anderem für den Robbenfang bei Grönland und später als Frachter für Klippfisch auf Fahrten nach Afrika eingesetzt. Ab 1981 wurde sie als Traditionssegler eingesetzt und hat in dieser Zeit auch Atlantikpassagen erfolgreich bestanden. Eine dieser Reisen hat die "bessere Hälfte" der HAFENMELDUNGEN auf RAKEL mitgemacht und wurde daraufhin heftig vom Gaffelvirus aus der Gattung Colin Archer befallen. Die Folgen sind bis heute heftig zu spüren.