24.01.14 Eiskalt erwischt

"An Bord des Segelschiffs ACTIV bricht eine Crew aus Wissenschaftlern und Künstlern,
unter ihnen der Hamburger Maler Daniel Richter, zur Nordostküste Grönlands auf. Es ist eine Expedition in eine fremde, manchmal unheimliche, fast immer unglaublich schöne, durch den Klimawandel jedoch auch bedrohte Welt: das arktische Eismeer. In ihren interdisziplinären Forschungsbeiträgen erkunden die Expeditionsteilnehmer die geologische Vergangenheit, biologische Vielfalt und ästhetische Ausstrahlung dieses Lebensraums – und sie entwerfen Möglichkeiten zu seiner Bewahrung. Bei ihren Tauchgängen, Landexkursionen und Gleitflügen offenbaren sich dem Kinozuschauer die Folgen der Erderwärmung, in ihren Statements und Gesprächen die geringen Möglichkeiten, weitere abzuwenden. Die großartigen Naturaufnahmen des Films künden tatsächlich vom Ende zumindest dieser Welt."
Soweit die Ankündigung des preisgekrönten Films aus dem Jahr 2012, der heute Abend auf GESINE gezeigt wurde.
 

Das Positive vorweg:

In dem Film kam vieles von der Besonderheit dieses Reviers bei den knapp zwanzig Zuschauern an: Am Schluss der Vorführung waren die Füße in dem schlecht geheizten Laderaum des Küstenfrachters GESINE so kalt wie die Eisbrocken im arktischen Fjord.

Es wurden bisher wenige Filme gezeigt, die mit ihrer Ankündigung weniger zu tun hatten als dieser. Dass alle Dialoge auf dänisch geführt wurden, kann man in Flensburg leicht verschmerzen, schließlich spricht hier die Hälfte der Bevölkerung Dänisch oder behauptet jedenfalls es zu können. Wer auf die englischen Untertitel angewiesen war, plant jetzt einen Dänischkurs denn die Texte wurden durchweg in weißer Farbe vor hellem Hintergrund gezeigt. Der Hintergrund, das war der Farbfilm, wurde leider komplett ohne Töne im roten Spektrum gezeigt, das heißt, die an sich schönen Aufnahmen der einsamen Fjorde Ost-Grönlands mussten mit den Tönen Schwarz (sehr viel), schwarzblau (viel), weiß und gelbgrün auskommen.
Die Handlung bestand im Wesentlichen aus Dia- und Monologen, die eine Zuschauerin zu der Vermutung brachten, an Bord sei schon zum Frühstück "shit" gereicht worden. Tatsächlich hatten sie durchweg mit dem Ende der Welt zu tun, dem Ende der Welt vor uns, in uns und nach uns. Alles im Stile fortgeschrittenen Nonsens, wie man ihn sonst nur von Jørn Riel kennt. Am weitesten fortgeschritten war der teilnehmende Künstler "Alle Berufe setzen Wissen voraus. Der Künstler ist der Einzige, der davon lebt, dass er nichts weiß".  Passend dazu der Aufdruck des T-Shirt einer teilnehmenden Wissenschaftlerin: "Fuck everything and you become a pirate". Sollte das jemand ausprobiert haben, möge er oder sie sich doch bitte melden, ob wenigstens diese Ankündigung zutraf. Der Skipper fand einen Spruch, der die Situation auf den Punkt brachte: "Im Fall akuter Verrücktheit habe ich eine Injektionsnadel, mit habe ich noch jeden beruhigt."
Wen es nach dem Filmbesuch nach mehr aus Ostgrönland gelüstet, sollte sich die Bücher "Nicht alle Eisbären halten Winterschlaf" und "Zuviel Glück auf einmal" von Jørn Riel vornehmen. Der Autor weiß, von was er schreibt. Er lebte 16 Jahre dort.