25.04.14 Kulturpreis

Am Bohlwerk sind die Liegeplätze von AURORA von ALTONA, DAGMAR AAEN  und FULVIA schon längere Zeit verwaist. Die Schiffe sind zurzeit auf der Werft. FULVIA hat gerade ihre jährlichen Wartungsarbeiten hinter sich und wartet darauf, dass sie in der nächsten Woche ihren neuen Großmast bekommt. Der liegt jetzt noch auf dem Platz hinter der Werfthalle. Fast alle Beschläge sind schon an ihrem Platz. Im Augenblick wird gerade die Rah der Breitfock komplettiert. Diese Montage ist verständlicherweise leichter möglich, solange der Mast auf seinen Böcken liegt.
Montag  soll es so weit sein. Dann kommt der Kran und hebt den Mast an, bis sein Fuß genau über dem Loch im Deck schwebt, dann wird er langsam senkrecht herabgelassen, bis er in seine Spur einrastet. Danach wird es noch einige Tage dauern, bis das ganze Rig mit dem stehenden und laufenden Gut wieder segelfertig installiert ist. 







Bis AURORA auch wieder segeln kann, wird es vermutlich noch etwas länger dauern. Der Rumpf steht immer noch ohne Mast auf seinem Platz an Land. Mittlerweile wurden alle Kupferplatten entfernt, mit denen das Unterwasserschiff gegen Wurmfraß und Eisgang geschützt werden sollte. Viele Nägel wurden aus den Holzplanken gezogen. Nun stecken neue Nägel in den Löchern. 
"Mit Näglein besteckt", heißt es in einem Gute-Nacht-Lied. Wir wünschen dem Rügenwalder Kutter ein baldiges frohes Erwachen 



Die Arbeiten an DAGMAR AAEN übertreffen die an den beiden anderen Schiffen bei Weitem, denn der alte Haikutter bekommt einen neuen Vorsteven. Das ist ein mächtiger Klotz aus Eichenholz, gute vier Meter hoch, einen Meter breit (geschätzt) und ebenso tief. Jetzt werden die Löcher für die Dicken Bolzen gebohrt, mit denen der Steven mit seinem Gegenstück, dem Innensteven verschraubt wird. Auf der Backbordseite wurden zuvor einige Spanten erneuert. 


Ein letzter prüfender Blick, ob alles richtig sitzt, bevor ...

... der Steven verbolzt wird.










 
Die Spanten sind auf diesem Schiff sehr dicht gesetzt, dazu noch jeweils zwei paarweise nebeneinander.  Die jetzt noch fehlenden Planken werden später ebenfalls ersetzt. Das waren noch Zeiten, als in einem Fischkutter ein ganzer Eichenhain verbaut wurde. Allesamt alte, langsam gewachsene Bäume von bester Qualität. Heutzutage ist es schon schwierig, überhaupt Holz für solide Schiffe zu erhalten. Der Rumpf war ganzflächig mit Platten aus Aluminiumblech beschlagen. Die liegen nun verbogen neben dem Bauplatz. Am Rumpf stecken Holzstifte in den Löchern, in denen zuvor die Nägel saßen, mit denen die Blechplatten befestigt waren.








An Deck, in luftiger Höhe, werden die üblichen Konservierungsarbeiten erledigt, die auf Holzschiffen zum Dauerprogramm gehören: Schleifen und lackieren. 
Während dessen liegt alles, was bei der Arbeit stören könnten, sauber geordnet bereit.   







Der Werftplatz am Nybøl Nor gehört zu den malerischsten weit und breit. Zudem ist das Wetter heute wie an einem schönen Tag im Frühsommer. Der warme Wind weht mäßig aus Ost.
Mancher meint, das Unangenehmste an Schiffen, Holzschiffen zumal, wäre, dass sie viel Zeit und "Arbeit" verlangen. Das sind natürlich Leute, die lieber einen Garten pflegen oder sich im Fernsehen Fußballspiele ansehen. Sie werden die Gefühlswelt der Traditionschiffer niemals verstehen. Denn Traditionsschiffer wissen eigentlich keine bessere Verwendung für ihre Zeit, als sie mit dem Schiff zu verbringen. Nebenbei erhalten sie Zeugnisse der maritimen Kultur in der Region. Was sie wirklich quält, ist etwas ganz anderes: das sie an einem Tag wie heute nicht zum Segeln kommen - auch ein Preis für den Erhalt der Schiffe. Aber da müssen sie jetzt einfach mal durch.