09.06.14 Maritimes Erbe (1)

Während der letzten Woche trafen sich die Mitglieder der EMH (European Maritime Heritage) in Appenrade und in Flensburg. Die gemeinnützige Organisation besteht in ihren Vorläufern seit fünfzig Jahren. In ihrer Satzung ist unter anderm festgelegt, dass sie sich für die Zusammenarbeit der weitläufigen Gemeinschaft der Organisationen in Europa, einschließlich der Museen, einsetzt, die das maritime Erbe lebendig erhalten. Sie fördert den Austausch von Erfahrungen und Unterstützung dieser Organisationen und das gegenseitige Verständnis der unterschiedlichen Kulturen und ihre öffentliche Wahrnehmung. Das geschieht in Kongressen, die alle drei Jahre stattfinden.
Dieses Jahr war die dänisch-deutsche Grenzregion Ort dieser Tätigkeit. 

Im Historischen Hafen liegt die russische Fregatte SHTANDART, Nachbau eines
Fregatte SHTANDART
Schiffes aus dem Jahr 1703, das Zar Peter der Große bauen ließ. Er wollte unter anderem durch militärische Stärke Zugang zur Ostsee erlangen. Dazu musste die bis dahin ungebrochene Vorherrschaft Schwedens überwunden werden, was ihm im Großen Nordischen Krieg gelang. Eine der entscheidenden Schlachten fand übrigens in Tönnig statt. Russische Truppen schlugen, gemeinsam mit dänischen und sächsischen, das schwedische Heer vernichtend. Es hatte sich dorthin zurück gezogen, weil das Herzogtum Schleswig-Gottorf sich unterderhand mit Schweden verbündet hatte. In der Folge verlor nicht nur Schweden seine Vorrrangstellung in Nordeuropa. Schleswig-Gottorf, bis dahin ein Lehen des dänischen Königs, wurde zum Teil Dänemarks, was letzlich mit zum Deutsch-Dänischen Krieg vor 150 Jahren beitrug ¹).
So gesehen ist das Schiff SHTANDART auch Zeuge einer Geschichte, die Flensburg unmittelbar berührt. Sie ist ein besonderes Beispiel für das maritime Erbe, wie es in Schiffen dokumentuiert ist, die von der Geschichte in einer Grenzregion erzählen.

Überflüssig zu erwähnen: Zu den Teilnehmern des EMH- Kongresses gehörten auch schwedische, dänische und russische Teilnehmer. Sie haben sich prächtig verstanden.  Ob auch Sachsen dabei waren, kann nicht bezeugt werden. Zumindest war kein einschlägiger Dialekt zu vernehmen.

¹) hierzu passt eine neue Video-Installation des Museums SØNDERBORG SLOT über diesen Krieg. Sprachkenntnis in Dänisch ist hilfreich, doch die Bilder sprechen auch für sich.