22.06.14 Traditionswochen adé

"Eines steht jetzt schon fest: 2014 wird für das maritime Flensburg ein extrem maritimes Jahr", schrieb das Flensburger Tageblatt in einer Ausgabe von Anfang Juni. Das Adjektiv "maritim" wird, so WIKIPEDIA, "insbesondere dann angewendet, wenn es um Nutzungen des Meeres durch den Menschen oder eine auf den Menschen bezogene Sichtweise geht."
In Flensburg entsteht der Nutzen durch eine Reihe von Veranstaltungen im Hafen und auf der Förde. Sie beschäftigen außer den Organisatoren fliegende Händler, Gastwirte, das Transportgewerbe und die Hotellerie, samt deren Kundschaft von nah und fern. Kurz gesagt: Maritime Veranstaltungen fördern Flensburgs Tourismus.

Die Saison begann auch in diesem Jahr mit der Rum-Regatta, dann folgten weitere "events", wie man heutzutage sagt. Diese wurden erstmalig unter dem Oberbegriff "Traditionswochen" zusammengefasst, die gestern endeten. 



Ausrichter sind bekannte Größen unter den Hütern traditioneller Schifffahrt, wie Robbe&Berking, der Museumshafen Flensburg e.V., die Klassischen Yachten Flensburg e.V., die Fördervereine der GESINE und des Salondampfers ALEXANDRA und, last but not least, der Historische Hafen Flensburg gGmbH, um nur einige zu nennen.

In diesem Jahr kamen zwei Veranstaltungen einmalig nach Flensburg. Die dänische Traeskibssammenslutningen (wörtlich: Holzschiffsvereinigung) hielt sein Jahrestreffen in Flensburg ab, dem ehemals zweitgrößten Hafen im dänischen Königreich. Zu dieser Gelegenheit kamen viele alte Segel- und Motorschiffe, die meisten in hervorragend gepflegtem originalen Zustand.
Einige kommen nur selten nach Flensburg, andere waren noch nie hier.
Aufgefallen ist die sehr ruhige Art der Zusammenkunft bei diesem Treffen. Die
Gäste saßen auf Bänken an Tischen auf dem Bohlwerk, aßen und tranken eigene Speisen und Getränke. Selbst die Musik war selbst gemacht. Es wurde gesungen und von Bord waren Schifferklavier und andere Instrumente zu hören. Wollte man die Rum-Regatta "leise" nennen, wäre hier der Begriff "ruhig" angebracht.Es war, und das kann man nur auf dänisch benennen, einfach "hyggelig".

Das diesjährige Treffen der EMH (European Maritime Heritage) in Flensburg ist in der öffentlichen Wahrnehmung leider nahezu komplett untergegangen. Sie ist eine europäische gemeinnützige Organisation und vertritt die Interessen privater Eigner traditioneller Schiffe, maritimer Museen und anderer interessierter Gruppen, insbesondere gegenüber der Europäischen Union. Die EHM gibt es seit 20 Jahren. Sie hat die sogenannte Barcelona Charter entwickelt. Diese legt seit 2002 europaweit Prinzipien fest, nach denen historische Wasserfahrzeuge erhalten und wiederhergestellt werden. Der Titel der diesjährigen Konferenz lautete “Maritime culture across frontiers” ("Grenzüberschreitende maritime Kultur").  
Hochkarätige Vertreter von Museen, schiffsbetreibenden Vereinen, von Verbänden und aus der Wissenschaft in ganz Europa berichteten über ihre Projekte und Erfahrungen und diskutierten darüber, wie das maritime Kulturerbe in ihrem jeweiligen Bereich gesichert, entwickelt und an die Jugend weitergegeben wird. Auch die russische SHTANDART wurde im Rahmen eines solchen Projektes gebaut. Der Nachbau der Fregatte ist ein vollständig privates Projekt, für Russland eine Pionierleistung. Sie war während des Treffens Gast in Flensburg.

Einmalig ist auch, das steht zu hoffen, die Rückkehr des Schleppers FLENSBURG in seine frühere Wirkungsstätte. 

In den folgenden Jahren werden weniger Veranstaltungstermine so dicht zusammenfallen wie jetzt. Ob es dann noch einmal "Traditionswochen" geben wird, ist daher ungewiss.
Wegen der Werbung für die neuen "Traditionswochen" gab es in diesem Jahr erstmals keine eigenständige Ankündigung der Rum-Regatta und der Classic Week. Wer darüber trauert, kann sich damit trösten, dass die Tradition der Rum-Regatta Plakate mit dem Ableben der Traditionswochen wieder aufleben wird.