25.06.14 Das Rum-Museum wird neu eröffnet

Das Schifffahrtsmuseum Flensburg geht einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem Erlebnisort für Flensburger Geschichte. Nach rund eineinhalb Jahren Vorbereitung  ist das beliebte Rum-Museum im Keller alten Zollpackhauses am Hafen ab Sonntag, dem 29. Juni wieder für die Besucher geöffnet - und sie werden es nicht wiedererkennen. 
Der große Raum, in dem früher die Zollwaren gelagert wurden und in dem zuletzt Gegenstände aus der Rum-Geschichte der Stadt zu besichtigen waren, ist jetzt Teil einer umfassenden Präsentation auf hohem Stand der Kommunikations- und Filmtechnik. Jede halbe Stunde beginnt eine Video-Präsentation entlang 275 Jahren Geschichte der Familie Dethleffsen, einer der ältesten Kaufmannsfamilien Flensburgs. Sie ist sehr authentisch, weil sie materiell und ideell von eben dieser Familie unterstützt wurde. Dabei widersteht sie dankenswerterweise der Versuchung einer schlichten Selbstdarstellung. Der Inhalt zeigt aber nicht nur den geschichtlichen Ablauf. Weil er auch auf menschliche Schicksale eingeht, wird die Vergangenheit auch für uns Menschen heute nachfühlbar. Ein Sohn der Familie wurde im Jahr 1703 im Mittelmeer von Piraten in die Sklaverei verkauft und die Mutter bekommt lange keine Nachricht von ihm, bis ihr ein Kaufmann das Gesangbuch des Vermissten als Lebenszeichen überbringt. Nun weiss sie, dass er lebt und wo. Schließlich kann sie ihn von seiner Sklavenherrin freikaufen. Das Gesangbuch ist jetzt eines der Exponate der Ausstellung. 

Blick in den neu gestalteten Rum-Keller
Die Vorführungen sind abwechselnd in deutscher und dänischer Sprache, und dauern je kapp 20 Minuten. Sehr ansprechend ist, dass die im selben Raum ausgestellten Bilder und Werkzeuge passend zum Video-Vortrag von einer gezielten Beleuchtung hervorgehoben werden. Ansprechend ist auch, dass die Ausstellungen im Museum zu den Themen "Hafen & Höfe" und "Sklaven, Zucker, Rum" in der neuen, sogenannten "Handelsroute" zu zwölf Stationen zusammengefasst und einbezogen werden. Wer darin eine Aufforderung sieht, diese auch zu besuchen, liegt genau richtig. Man sollte ihr folgen, um das Thema insgesamt mit seinen wesentlichen Facetten zu erfassen. 

Das Konzept für den Erlebnisraum im Keller stammt von von Forward Filmproduktion. Die zugrunde liegenden Informationen hat die Volkskundlerin Julia Schramm zusammengetragen.

Neu ist auch, dass die Vorführung im Keller mit dem Rum-Museum für jedermann frei zugänglich ist. Für den Besuch des übrigen Museums wird weiterhin das übliche Eintrittsgeld fällig. 

Das Begleit- und Arbeitsheft zur Ausstellung
Das museumspädagogische Angebot von Frau Grigull zur Rum-Geschichte verdient, beachtet zu werden. Es folgt den wesentlichen Stationen der Ausstellung und regt junge Besucher im Alter von ca. acht bis zwölf Jahren in einer altersgerechten Form zur Auseinandersetzung mit den Themen der Ausstellung an. Dazu gibt es ein sehr ansprechendes Begleit- und Arbeitsheft, das sicherlich großen Anklang finden wird. 

Zum Abschluss der heutigen Pressekonferenz überreichte Herr  Hans A. Dethleffsen eine Münzwaage aus dem 18. Jahrhundert als Leihgabe an das Schifffahrtsmuseum. In unserer Zeit mit der (nahezu europaweit) einheitlichen Währung Euro kann man es sich kaum noch vorstellen: Schleswig-Holstein prägte eigene Münzen. Wer Münzgeld aus anderen Staaten in Zahlung nahm, musste sich vergewissern, dass er keinem Betrüger aufsaß. Dazu diente dieses für Kaufleute unverzichtbare Gerät. Es sei - so sagte er bei der Übergabe - zugleich auch ein Sinnbild für das kaufmännische Prinzip des "Wägens und Wagens", mit dem seine Familie ihre lange Kaufmannsgeschichte erfolgreich überdauert hat. Geholfen hat dabei vielleicht auch ein Wunsch, der die Jahrhunderte in der Familie überdauerte: "Gott gebe uns Geduld und vergnügte Herzen".  

Interessant in dem Zusammenhang ist auch ein Vortrag, den Herr  Hans A. Dethleffsen im letzten Jahr Anfang Dezember im Franziskanerkloster über ein Thema seiner Familiengeschichte hielt.