20.07.14 GERTRUD macht Druck

Nun liegt GERTRUD schon ein paar Tage unter dem Historischen Krahn am Bohlwerk des Museumshafens. Sogar das Flensburger Tageblatt war schon an Bord und berichtete über das Innenleben der alten Klipperaak. Heute kamen auch die HAFENMELDUNGEN in die Puschen¹) und machten einen Besuch. Das hätten sie ruhig früher machen können, denn was wir hier zu sehne bekamen, wäre einen längeren Besuch wert. 
Und es passt auch so gut zusammen. Ein altes Schiff (GERTRUD ist 104 Jahre alt) unter einem älteren Krahn (sein Vorgänger stammt aus dem Jahr 1726) zeigt die Welt einer Handwerks-Kunst, die nun schon 564 Jahre alt ist. Kaum eine andere technische Neuerung hat die Welt so stark verändert wie einst der Buchdruck mit beweglichen Lettern. Und nun, nur wenige Jahrzehnte nach Erfindung des Computers, ist diese Technik weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Man muss nicht alt an Lebensjahren sein, um darin einen schmerzlichen Verlust zu sehen. 

Einen kleinen Blick in diese vergangene Welt kann jeder werfen, der das Schiff im Museumshafen besucht und seinen Eigner zu einer Besichtigung des Laderaums überreden kann. Im Vertrauen gesagt, viel Aufwand muss nicht getrieben werden, zu gerne gibt er von seinem Wissen über das Drucken mit beweglichen und gegossenen Lettern, aus Metall und Holz, von Holz- und Linolschnitten weiter. Wir bekamen auf die unbedarfte Frage "Was ist eigentlich ein Punkt?" bei der wir an die Schriftgröße dachten, eine fundierte Abhandlung über die Geschichte der Standardisierung der Druckschrift im letzten halben Jahrtausend zu hören. Lebhaft, verständlich und sehr interessant. Wir hätten stundenlang weiter zuhören und fragen können. Wer WIKIPEDIA als wichtige Informationsquelle kennt und schätzt wie wir, wünscht sich auf der Stelle, das System könnte so erzählen, wie uns heute erzählt wurde. Danke dafür!



 
Ganz nebenbei: Die Druckerei und Buchbinderei an Bord der GERTRUD ist nicht lediglich eine Sammlung von funktionsfähigen alten Maschinen und Arbeitsgeräten. Der Eigner, Peter Vöge, ist gelernter Drucker und Buchbinder vom alten Schlag der selbstverständlich Gestaltung und Typografie beherrscht und ganz bezaubernde individuell gestaltete Objekte und Druckwerke erzeugt, auch für den Verkauf. Ganz besonders gut haben uns die Buchbinderarbeiten mit liebevoll gestaltetem Papier gefallen. Wer also ein besonderes, einmaliges Geschenk sucht, wird hier einen sicheren Treffer landen.

In den HAFENMELDUNGEN hat Werbung keinen Platz. Der Beitrag hier ist keine Ausnahme. Wir schreiben nur, was und gefällt.

Wer Peter Vöge erreichen  möchte:

0179 547 72 17

buchwerkstatt@gmail.com