15.09.14 Mastkur

SAM_5589Alle Jahre wieder geht es auf die Werft. Diese Routine bewahrt Schiffe – zumindest den Teil den man nicht sieht - weil unter Wasser – vor allen möglichen Gefahren. Bohrmuscheln, Seepocken, Galvanische Korrosion sind einige von vielen die beständig daran arbeiten, den kostbaren Rumpf zu zerstören. Eigentlich ist es ein Wunder, dass Holzschiffe unter diesen Bedingungen überhaupt bestehen können. Aber geht es uns Menschen nicht ähnlich? Hygiene erhält uns gesund. Verzichten wir auf die Hautpflege – auch an den Körperteilen, die man nicht allgemein sichtbar zeigt – überfallen uns Bakterien und Pilze. So gesehen sind Schiffe eben auch wie menschliche Wesen ständig vom Verfall bedroht. Wenn mal wieder einer mit dem Mund voll Fischbrötchen ankommt und so was wie “Viel Arbeit” von sich gibt, möchte man antworten “ist Zähneputzen auch”.
In diesem Jahr dauert der Werftaufenthalt etwas länger als sonst: Die Masten sollen überholt werden. Zwar wurden sie, ebenfalls jährlich, gepflegt. Aber wer jemals an einem Toppfall baumelnd einen Mast kontrolliert, geschliffen und danach mehrmals lackiert hat, kennt die Grenzen seiner Möglichkeiten. Was gibt es nicht alles zu beachten! Das Stehende und das Laufende Gut ist dabei noch einigermaßen schnell abgetan. Das beschränkt sich meist auf die Sichtkontrolle. Wenn Fallen oder Flaggleinen desolat sind, gibt es neben einem Austausch nicht viele Alternativen. Das gilt auch für das Stehende Gut, jedoch können hier noch ein paar Wartungsarbeiten hinzu kommen als da zum Beispiel sind: Kleeden und Labsalben.
Mehr Zeit erfordert der Mast vom Typ Vollholz. Verkehrte Welt in unserer Zeit wachsenden Umweltbewußtseins! Damit er eine Zierde für das Schiff und ein zuverlässiger Teil der Windkraftanlage bleibt, die es antreibt, muss er vor der Umwelt geschützt werden. Sie setzt ihm mit dem UV-Licht der lieben Sonne und vielen Pilzen, Käfern, Bakterien und anderen gefräßigen Bewohnern unserer belebten Erde gehörig zu. Zwar schützten natürliche Abwehrstoffe den ehemaligen Stamm eines Nadelbaums . Aber ihre Wirkung lässt im Lauf der Jahre nach. An ihre Stelle tritt ein passiver Oberflächenschutz aus unterschiedlichen Lacken, Ölen, und was der Mensch noch so im Laufe der Jahrhunderte für diesen Zweck erfunden hat. Und wenn das nicht mehr ausreicht, werden auch gerne Biozide aller Art für den Schutz bemüht. Der Geruch von Wurzelteer, von dem sich mancher heimelig in nostalgische Träume von besseren Zeiten zurückversetzen lässt, ist auch von dieser Sorte.  
SAM_5662
Wird der Mast bei einem kleinen Schiff gezogen bzw. gesetzt, ist die Takelage, noch oder wieder, angeschlagen. Da ist der erste und wichtigste Schritt, alle Teile der Takelage genau zu beschriften unverzichtbar: Was ist es, wo gehört es hin, bzw. am Mast: Was war hier befestigt und in welcher Richtung? Wer jetzt schlampt, den bestraft das Leben (frei nach Gorbatschow).
Auch beim Mast-lackieren gilt: Kein gutes Ergebnis ohne gute Vorbereitung. Das heißt in unserem Fall: Alte Lackierung abziehen und dann Schleifen, schleifen, schleifen. Windrisse werden kontrolliert und mit Fungiziden ausgegossen. Das geht bei stehendem Mast nicht so gut, jetzt jedoch liegt das gute Stück vor uns. Acht bis zehn Lagen Lack sollte ihm dann schon gegönnt werden. Beim Lack-Einkauf bedenken: Länge säuft. Der Großmast ist so hoch wie ein modernes fünfgeschossiges Wohngebäude. Da kommen bei zehn Lagen Lack einige Quadratmeter Fläche zusammen. SAM_5666SAM_5577











Bevor die Masten lackiert werden, wird WIEBKE BOHLEN zu Wasser gelassen und liegt, wie kastriert, an der Werftpier. Währenddessen ist FRIEDA schon auf der Slipbahn. Same procedure as last year? Same procedure as every year! Auch sie lässt sich den Rumpf unter Wasser reinigen und mit neuem Schutzanstrich versehen.