29.09.14 Fressfeinde


Teredo Navalis (Schiffsbohrwurm)
Foto: WIKIPWDIA































Dieser Pfahl aus nordischem Nadelholz hielt ein Jahr lang durch
Dieses Burmateak schaffte immerhin sieben Jahre
Im letzten Dezember wurden im Museumshafen einige Pfähle ersetzt (wir berichteten). Sie waren teils bei dem Herbststurm “Christian” gebrochen, teils aber auch nach einer Inspektion als unsicher befunden worden. Die Ursache hierfür ist zu großen Teilen der Bohrmuschel “Teredo navalis” zu verdanken. Man könnte sie auch den "Terror der See" nennen. Denn die Molluske hat sich bedauerlicherweise Holz als Siedlungsraum gewählt, wenn es dauerhaft im Wasser liegt. Ihre Larven bohren winzige Löcher in die Oberfläche, fressen sich in die Holzstruktur und fressen und wachsen und wachsen und fressen, bis von einem ehemals tragfähigen Holzpfahl nur noch ein Gebilde übrig ist, dass eher einem Naturschwamm, als einem veritablen Baumstamm entspricht. Der Schädling ist schon lange bekannt. Auch Kolumbus verlor Schiffe seiner Expeditionsflotten, mit denen er Amerika entdeckte. Die Planken wurden von der Bohrmuschel zerfressen und das Wasser sprudelte aus unzähligen Löchern in den Rumpf. Solche Lecks waren mit damals bekannten Mitteln nicht zu beherrschen, denn wurden auch viele Löcher verschlossen, kamen neue hinzu. Schließlich mussten Planken und Spanten wiederholt ersetzt werden, bis das Schiff als “wirtschaftlicher Totalschaden” endete. Schon die alten Römer versuchten, den gierigen Nagern den Zugang von außen zu versperren. Sie benagelten ihre Schiffe mit Bleiplatten. Spätere Schiffsbauer  verwendeten Kupfer. Besonders Kriegsschiffe und auch Frachtschiffe wurden mit dem damals wie heute teuren Schutz ausgegestattet.

Eine Zeitlang glaubte man, dass besonders harte Hölzer einen besseren Schutz bieten, als die in Europa im Schiffbau häufig verwendeten Nadelhölzer. So kamen Teak und Mahagoni zu der Ehre, als Baustoff herzuhalten. Besonders die Hölzer aus tropischen Ländern, naturgewachsen, wurden in großer Menge geschlagen. Sogar Hafenanlagen wurden bis in die jüngste Zeit aus Teak gebaut.

Doch aller Aufwand scheint vergebens, wie wir bei unserem Werftaufenthalt erfuhren. Werftchef Christian zeigte uns, was von Burmateak nach nur sieben Jahren übrigblieb, das einst auf den Ochseninseln für Dalben verbaut wurde. Holz, das so hart ist, dass normale Werkzeugstähle ausglühen, war komplett zerfressen, wie die Fotos zeigen. Er meinte, das Problem mit dem Muschelfrass habe in den letzten Jahren zugenommen. Er selber setzt bei seinen Anlagen ebenfalls hölzerne Dalben, schützt sie aber dort, wo sie im Grund stecken durch Folien und berichtet über ermutigende Erfahrungen.

Andere Feinde bedrohen die teuren Pfähle von oben. Pilze zerstören Holz in seinen Hauptbestandteilen Lignin und Zellulose. Das Ergebnis kann am Historischen Krahn auf dem Bohlwerk betrachtet werden, wo einer der tragenden Pfeiler an seinem Fuß komplett aufgelöst wurde.
Braunfäule im Querschnitt eines
Baumstamms
Foto: WIKIPEDIA
Er ist mittlerweile geschient wie das Bein des Piraten John Silver in der Geschichte von der Schatzinsel. Der Museumshafen sucht derzeit Geld für eine fachgerechte Reparatur.

Ein anderes Beispiel kann man in unmittelbarer Nähe der Wachhütte sehen, wo Ben seine bekannten Fischbrötchen verkauft. Dort ist ein Dalben im oberen Bereich stark angegriffen und beginnt, sich aufzulösen. Vielleicht sollten diese Pfähle künftig oben durch Blechkappen oder Teeranstrich zu schützen. Früher wurden die Köpfe mit Bleiweiss gestrichen. Das wirkte zuverlässig, wurde aber inzwischen ersatzlos verboten.

Besonders gefährlich ist der Hausschwamm. Er verursacht sowohl Braun- als auch Weissfäule. Beide zerstören das Holz zuverlässig in kurzer Zeit, wie an Pfählen im Museumshafen zu beobachten ist. Den Hausschwamm zu bekämpfen ist sehr schwierig. Er breitet sich wie alle Pilze durch Sporen aus, die mit der Luft transportiert werden. Oder sie werden durch die Festmacher gleich mit an Bord geholt. Hausschwamm in Dalben und Pfählen  eines Hafens ist für Holzschiffe eine ernste Bedrohung.


Hausbock (Hylotrupes bajulus)
Foto: WIKIPEDIA
Auch der Hausbock. ist ein Fraßfeind. Seine Larven fressen das Totholz (zum Unterschied zu lebendem Holz) von Nadelhölzern. Hiergegen kann man sich jedoch schützen. In WIKIPEDIA ist zu dem Thema zu erfahren:

„Die an und für sich sehr legefreudigen Hylotrupes-Weibchen legen ihre Eier nur in Spalten, z. B. Holz-Trockenrissen, von bestimmter Breite ab. Bei künstlichen Spalten mit parallelen Wänden werden fast ausschließlich Breiten von 0,3–0,6 mm gewählt. Rauhe Flächen werden glatten eindeutig vorgezogen, doch hängt der Eintritt der Eiablage nicht von einer bestimmten Oberflächenbeschaffenheit des Holzes ab.“
aus: Becker, Sinnesphysiologische Untersuchungen über die Eiablage des Hausbockkäfers, 1943, Staatliches Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem
Mit anderen Worten: Glatte und lackierte Oberflächen werden seltener angegriffen.