12.01.15 Aus für Seewetter des NDR auf MW

Der Sendemast des Senders Flensburg
Ab heute stellt der NDR (Norddeutscher Rundfunk) seine Sprechfunk-Aussendungen auf MW (Mittelwelle) ein und damit auch den Seewetterbericht auf der Frequenz 702 kHz.

Wer sich dort bisher über die Wetterlage, Vorhersage und Stationsmeldungen informiert hat, muss seinen Merkzettel ändern, denn auf Mittelwelle bleibt jetzt nur noch der DLF (Deutschlandfunk) auf Frequenz 1269 kHz vorläufig erhalten. Weiterhin sendet der DLF auf der Langwellenfrequenz 177 kHz.

Als Alternative für den Sprechfunk wird der sogenannte DAB+ (Digital Audio Broadcasting) Übertragungsweg genannt. Er soll eine bessere Verfügbarkeit bieten und weniger störanfällig sein. Außerdem könne damit auch Stereo-Sendungen empfangen werden. Die allerdings hatten wir beim Seewetter bisher nicht wirklich vermisst. Was wir vermissen werden, ist der empfangbare Bereich, denn DAB+ arbeitet im UKW-Frequenzbereich. Der geht jedoch nicht weit auf die offene See hinaus und kann jenseits der Grenzen nur in einem schmalen Bereich empfangen werden.
Geeignete Geräte vorausgesetzt, kann weiterhin auf Kurzwelle Seewetter empfangen werden.

Als Grund für das Abschalten der Mittelwelle als Übertragungsweg werden die Kosten für die Ausstrahlung, angeführt; der ARD nennt jährlich "mittlere sechsstellige Beträge". Dagegen stünde nur eine nicht messbar geringe Anzahl Nutzer. Da der Betrieb sehr viel Strom benötigt, kämen ökologische Gründe hinzu. Die freiwerdenen Mittel würden auf die Ausstrahlung über DAB+  umgelenkt. Dieser Standard ist unter anderen in skandinavischen Ländern fast flächendeckend verbreitet. Die Umstellung auf Digitalen Radioempfang wird seit langem betrieben.

Eine Übersicht von weiterhin aktuellen Seewetterdiensten in deutscher bzw. englischer Sprache für Nord- und Ostsee zeigt das Informationsblatt des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie unter  http://www.bsh.de/de/Produkte/Infomaterial/WetterWarnfunk/WetterWarnfunk.pdf


Mit dem Abschalten der Mittelwelle des Senders Flensburg  geht ein wesentlicher Abschnitt der Rundfunkgeschichte in der Region zuende. Der gegen Kriegsende zum "Reichssender" aufgewertete Mittelwellensender spielte sogar einmal eine Rolle in der Weltgeschichte: Über ihn gab der letzte Außenminister am 07. Mai 1945 die bedingungslose deutsche Kapitulation bekannt.