18.04.15 HERMIONE sticht in See

Die HAFENMELDUNGEN berichten immer wieder über Rekonstruktionen und Nachbauten von historischen Schiffen. Heute ist ein ganz besonderes Schiff, die Leichte Fregatte L'HERMIONE, auf dem Weg nach Nordamerika in See gestochen, 235 Jahre nach der originalen Vorlage. Das war im Jahr 1780. In demselben Jahr wurde auch die originale Schnaubrigg FORENING zu Wasser gelassen, deren Modell in der Flensburger Museumswerft auf die Vollendung wartet.


Video: Youtube, © Communauté d'agglomération de Rochefort / AMP

Es ist die Zeit der amerikanischen Unabhängigkeitskriege, als die überseeische Kolonie begann, sich aus der Fessel ihrer Kolonialmächte im fernen England und Frankreich zu lösen. Dieser Krieg fand in einer Zeit statt, als die europäischen Großmächte England, Frankreich und Spanien um die Vorherrschaft auf dem nordamerikanischen Kontinent rangen. Während England schon durch das Ende des spanischen Erfolgekrieges Vorteile gewann und den sogenannten Siebenjährigen Krieg für sich entscheiden konnte, verlor Frankreich nahezu alle Kolonien in Nordamerika. Gleichzeitig war der Sieg der Engländer Ursache für die amerikanische Revolution. Die Kriege sollten durch hohe Steuern und Abgaben der Siedler finanziert werden - was denen natürlich nicht passte. Der Feind meines Feindes ist mein Freund, sagte sich die französiche Regierung und versuchte, bei den Aufständischen unter George Washington wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen. Was auch gelang, aber letztlich nur den Revolutionären nützte. 

HERMIONE folgt dem Kurs des erst 23 Jahre jungen Generalmajors Marquis deLa Fayette, der 1780 in nur 38 Tagen den Atlantik überquerte, um die Amerikaner im Auftrag Frankreichs in ihrem Freiheitskampf gegen die Engländer zu unterstützen. Die von ihm verstärkten Truppen George Washingtons konnten schließlich Yorktown stürmen, nachdem französiche Kriegsschiffe unter Admiral de Grasse die englischen Verbände in der Seeschlacht vor der Cheasapeake Bay vernichtend geschlagen hatten. Damit war der Sieg der amerikanischen "Insurgenten" (Aufständische, Aufrührer) für die Kolonialmacht England nicht mehr zu korrigieren. Frankreich jedoch ging letztlich leer aus und verlor alle Kolonien auf dem nordamerikanischen Kontinent. Die Grande Nation hat den Verlust lange nicht verwunden. Noch vor einigen Jahrzehnten betrachteten sie die ehemalige Kolonie Québec als überseeischen Teil des französischen Territoriums, in der Kanadischen Provinz Québec spricht man offiziell französisch und gibt es bis heute separatistische Tendenzen. Nun soll die Fregatte L'HERMIONE als Friedensbotschafterin an das Ziel ihrer historischen Reise zurückkehren. Bei Ihrer Abreise gestern wurde sie deswegen von Staatspräsident Hollande persönlich verabschiedet.

Der Bau der HERMIONE kostete 24 Millionen Euro. Während das Original in nur elf Monaten gebaut wurde, hat es bei der Replik mehr als zwanzigmal so lange gedauert.