20.09.15 Bürgerfest


Das Bürgerforum "Hafenquartier" veranstaltete heute, wie angekündigt, ein Nachbarschaftsfest in der Norderstraße. Schon am frühen Morgen sind die Aktivisten auf den Beinen, schleppen Tische und Bänke auf die Bürgersteige, bereiten Kaffeetafeln vor und installieren Kocher für Tee- und Kaffewasser. Verlängerungsleitungen schlängeln sich auf dem Boden und im Ko-Labor stehen Tüten mit Brötchen bereit, gespendet von der ansässigen Bäckerei neben der Dänischen Bibliothek. Der Morgen ist noch dunstig, aber schon tasten die ersten Sonnenstrahlen über die Giebel der alten Häuser am Hang zum Schlossberg. Mancher vertraut auf Petrus' Wohlwollen,
andere haben Gartenschirme und Plastikplanen parat, falls es regnet. Wer Glück hat, kann seinen Tisch im überdachten Torweg zu einem der zahlreichen Kaufmannshöfe aufstellen. Ohne lange Planung kommen Nachbarn hinzu und steuern bei, was sie mitgebracht haben: Bestecke, Tassen, Aufschnitt, Marmelade, knusprige Knäckebrote mit Körnern. Bald ist der Tisch zu klein, da kommt noch eine extravagante Rarität aus Hürup (in Angeln, nahe Flensburg) dazu. Kaum zu glauben, aber es sind frisch gepflückte reife Feigen, saftig, fruchtig und sehr lecker. "Wo hast du denn die her?" kommt gleich die erstaunte Frage. "Die wachsen am Haus meines Vaters" erfahren wir. Schon beginnt ein Gespräch über ungewöhnliche Orte, an denen unvermutete Pflanzen wachsen und als das Thema erschöpft ist, geht das Gespräch dennoch weiter. Ein paar Meter rntfernt erklingen irische Weisen, auf einer Drehleier gespielt. Von weiter weg
mischen sich andere Klänge dazu. Bald kommen die ersten Neugierigen, was denn hier los sei? fragen sie, vielleicht ein Straßenfest? Ein altes Paar erzählt dass es im Quartier aufgewachsen ist. "Da hinten habe ich mein Geschäft gehabt" erfahren wir und auch, wie sehr sich die Zeiten geändert haben. "Aber die Norderstraße ist sich gleich geblieben", stellen beide fest. Sie würden - jetzt im Umland wohnend - jederzeit wieder hier wohnen wollen.
Das Sonnenlicht erlischt auf den den Giebeln und der Himmel wird dunkel. Feine Regentröpfen sprühen auf das Pflaster, Böen wirbeln Papier auf und lassen Sonnenschirme flattern. Jetzt fallen dicke Tropfen, höchste Zeit, Brötchen, Aufschnitt, kurzweg alles an einen trockenen Ort zu schleppen. Nebenan wird ein Flohmarkt schnell in einem Laden verstaut. Kaum sind Bücher, Puppen und alles was nicht nass werden darf  im Trockenen, schon glänzen die Giebel
wieder goldem im Sonnenlicht. Also Kommando zurück, Tische Bänke und Stühle abwischen und neu dekorieren. Das wiederholt sich heute noch ein paar mal.
Nun kommen noch mehr Menschen in die Straße, drängen sich unter den Spanndrähten mit den vielen Schuhen daran. An einigen Plätzen sitzen Gruppen entspannt vertraut zusammen. Dazwischen wundern sich Passanten "Ist das ein Volksfest?" Was wird denn hier geboten?" Die mitgebrachten Milchtüte  und das Paket Kaffe wird studiert. "Was kostet der Kaffe" - "Was er ihnen wert ist" - "Ach". Der Kaffee bleibt unberührt.
Eine Familie kommt und schmiert dem Kind ein Brötchen. So war es gedacht und so soll es sein.
Hier spielt eine junge Frau Guitarre und singt dazu mit klarer Stimme Songs aus den "Siebzigern". Kindergruppen proben Hula-Hoop und jetzt machen auch ältere mit. Dazwischen kommt Jule, vorsichtig auf ihrem grasgrünen Motorrad steuernd. Mit knallroter Clownsnase kutschiert sie Kinder mit großem gelben Schutzhelm auf dem Kopf über das Kopfsteinpflaster. Die Straße ist heute für den regulären Autoverkehr gesperrt. Und tatsächlich begehrt kaum ein Auto Durchfahrt und fast alle parkenden Wagen sind verschwunden.
Kurze Umfrage unter den Besuchern der Straße. Einstimmiges Ergebnis: Das sollten wir wieder machen! Nur von Nachbarn für Nachbarn. Kompliment an die Organisatoren!
Das Hafenquartier hat noch viel vor und wird noch viel erreichen.