07.05.16 Die 37. Rumregatta - Der Morgen

Der Hafen voller alter Segelschiffe, der Himmel voller Sonne. In der Zeitung wird man später lesen, es seien diesmal um die 100 Traditionsschiffe gekommen, um auf der Förde mit- und gegeneinander zu segeln. Wie immer hatten sich schon am Vorabend an der Schiffbrücke und am Bohlwerk die großen "Päckchen" von sechs bis neun nebeneinander vertäuten Seglern gebildet. Die Masten, Fallen, Stagen und Wanten so dicht gewebt, dass sie den Blick auf die andere Hafenseite versperren. Morgens um sieben ist es am Tag der Regatta noch ruhig, trotz der vielen Schiffe und der vielfach größeren Zahl Menschen, die auf ihnen wohnen und jetzt teils noch schlafen, teils schon frühstücken.
Einige bereiten schon ihre Boote und Schiffe auf die kommende Wettfahrt vor, die ihrer Bezeichnung als "unernste Geschwaderfahrt" nicht immer gerecht wird, geht es doch auch um Ehre, Platz und Sieg. Der eine denkt an die drei Liter Rum, die auf ihn warten, der andere möchte seinen Schiffsnamen mit möglichst vielen Preisen schmücken. Siegreiche Schiffe sind begehrt, bei Käufern wie bei Chartergästen.

Um neun Uhr gibt es kein Halten mehr. Die ersten Motoren 
brummen schon, dazwischen das rhythmische "dunk, dunk, dunk" des Lynaeskutters CONNIE. Sie ist diesmal der einzige Segler, der noch einen Glükopfmotor als Flautenschieber hat. Um elf Uhr soll der Startschuss knallen. Bis dahin will jeder für sich die beste Position vor der Startlinie finden.
Und so wälzt sich der Pulk in dezenter Hast Richtung Hafenausfahrt. Einige unter Segeln, andere noch von ihrer Maschine angetrieben. Zwischen großen und ganz großen Teilnehmern wuseln auch zahlreiche Smakken und Sjekten, Jollen und Jugendkutter. Nicht zu vergessen die Zaungäste mit modernen Segel- und Motorbooten. Manche sind besonders eilig, besonders, wenn sie Fotografen auf der Jagd nach spektakulären Bildern an Bord haben.


Foto: Dewanger/ Flensburger Tageblatt
Dazu kommen die Offiziellen, die von DGzRS und Wasserschutz. Manchmal wird es selbst auf der großen Hafenfläche recht eng. Dennoch kommt keine Hektik auf, vielleicht auch weil niemand damit rechnet, dass sich jeder sklavisch an die Vorfahrtsregeln hält.
In der Wasserslebener Bucht, in der Höhe von Kollund, steigt die Unruhe. Die meisten Segel sind gesetzt, die ersten kreuzen mit energischen Schlägen vor oder bei der Startline. Mancher misst sich schon mal mit seinem Liebligsgegner. Bei dem Ostwind ist die deutsche Seite der Förde für viele die erste Wahl, wenn es um die Startposition geht. Man quert die Linie auf Backbordbug und ist sofort gegenüber allen anderen im Vorteil. Es sei denn, dass diese schneller sind und höher an den Wind gehen können. Laufend ändert sich die Situation, wer eben noch im Vorteil war, wird schon im nächsten Moment ausgesegelt. Wir beobachten das Treiben heute wieder nur als Zuschauer, aber auch das hat seinen Reiz. Auch wenn wir auch auf der Bahn die selben Rechte haben wie die Regattateilnehmer - wenn es eng wird, drehen wir ab. Schließlich müssen wir nicht gewinnen und es ist gut für den Blutdruck.


Der Wind weht mit vier bis fünf Beaufort Stärke mit einzelnen Böen und so rauschen die Schiffe bei raumem Wind unter dem jetzt schon strahlend blauen Himmel auf die Linie zu. Petrus hat sein Herz für die Traditionssegler entdeckt und verwöhnt mit allem was er bieten kann. Sogar die Temperatur ist schon fast sommerlich warm. Einzelne Sportflugzeuge, teils mit, teils ohne Schwimmer drehen ihre Kurven über dem Geschehen auf dem Wasser. Es muss ein überwältigender Anblick sein, wenn man von oben sehen kann. Aber mittendrin zu segeln ist doch schöner.

Alle Fotos: Wiebke Kühn, falls nicht anders angegeben

Aus der Perspektive der Limfjord-Sjekte SCYLD sieht die Rumregatta auch recht interessant aus: