01.09.16 R&B Classic Regatta gestartet

Die 12 mR Yachten runden die südliche Wendemarke


Heute gingen die Regatten der Schönen und Schnellen auf der Inneren Flensburger Förde in die erste Runde. Der erste Lauf der großen 12 mR Yachten und der grazilen 22-er Schärenkreuzer sollte um 14 Uhr starten. Aber entgegen der Wetterprognose beginnt der Tag trübe mit tief hängen dunkelgraue Wolken. Ein lustloser Wind kräuselt morgens das Wasser im Flensburger Hafen. Auf der Förde verwischten Regenschauer die Sicht auf das Westufer.
Auch wenn es nicht so aussieht: Petrus hat heute ein Herz für die Segler. Er hält sich wieder einmal an die Regel "Kommt der Regen vor dem Wind, Segler wache auf geschwindt". Und voilà! Kurz vor bevor die Teilnehmer den Glücksburger Yachthafen verlassen, lockert sich die Wolkendecke und gleißende Sonnenflecken ziehen rasch über das hellgrün aufleuchtende Wasser der Regattabahn. Geichzeitig nimmt der Wind zu und steigert sich in Böen auf bis zu geschätzten sechs Beaufort. Grellweiß leuchten jetzt die Schaumkämme der Wellen. Als dann die ersten 12-er den Schutz der Hafenmole verlassen ist klar: Heute ist das Segelwetter so gut, wie man es sich nur wünschen kann. Bald ziehen dicke Hafenwolken über den hellblauen Himmel. Danke, Petrus!

FLICA II aus dem Jahr 1939 bereitet sich auf das
Rennen vor. Gleich wird das Schlauchboot ablegen.
Wir sind aufgebrochen, um einen schönen Segeltag auf der Förde zu verbringen
Auch VANITY V aus dem Jahr 1936 macht sich bereit.
und um en passant ebenso schöne Bilder mit der Kamera einzufangen. FLICA II, gebaut 1939 von William Fife mit der Segelnummer K14 kommt uns als erste vors Objektiv. Sie wird von einem großen Schlauchboot auf ihre Position geschleppt, wo die Segel gesetzt werden. Wie die meisten der großen klassischen Yachten hat sie keine eigene Antriebsmaschine. Das war damals schon so. Keine Maschine, keine Schraube. Alles überflüssiger Ballast und Strömungs- widerstand.
Wir halten uns gut auf Abstand, schließlich sind wir (Zaun-) Gäste bei dieser wunderbaren Veranstaltung.

HETHI aus dem Jahr 1912 auf Vormwind-Kurs
Bilder von Segelregatten gibt es mittlerweile zuhauf in Magazinen und im Internet. Oft zeigen sie elegante Rümpfe, die gischtende Wellen durchschneiden, mit akrobatischen Crews auf der Kante. Auf anderen posieren athletische Segler am Bug, eine nervige Hand beschattet die kritisch prüfend nach oben blickenden Augen, die andere umfasst das Vorstag mit sicherem Griff. Danach steht uns nicht der Sinn. Vielmehr suchen wir in der malerischen Gesamtschau, was Rennen klassischer Regattayachten auszeichnet. Und das finden wir zuhauf.

FLICA II (re., 1939) vor SPHINX (1939).
Im Hintergrund das Feld der Schärenkreuzer
Etwa neunzig Minuten vor dem Start sammeln sich die ersten Schiffe vor dem Hafen, heißen die Segel und gewinnen rasch an Fahrt. Wir wissen nicht genau, wie die Regatta ausgelegt ist. Aber wir können die Kurse der jetzt zahlreicher werdenen Yachten verfolgen. Einige ziehen zielstrebig nach Süden, Richtung Flensburg, einige kreuzen auf und ab, die meisten segeln backstags nach Norden. Dorthin strebt jetzt auch die Ketsch ALPHA CENTAURI, mit einer großen Regattaboje im Schlepp. Aha. Von dort wo sie hinfährt werden sie kommen, wenn der Startschuß gefallen ist. Während wir noch vor Glücksburg auf und ab segeln, entdecken wir eine Wendemarke nördlich der Ochseninseln. Dahin müssen wir uns also halten, wenn wir interessante Bilder suchen. Und auch mit unserer vergleichsweise geringen Geschwindigkeit, werden wir in der Nähe sein, wenn das Feld die Wendeboje rundet.
Mittlerweile hat der Wind zugenommen. Jetzt zieren Schaumkronen fast alle Wellenkämme. In langen Böen legt der Wind noch einmal zu und wir sehen, wie eine 1st-rule 12 mR-Yacht ein Reff in das Großsegel bindet. Der Wind weht lange Wellen über das Tuch, bis die Schoten dicht geholt sind und die Yacht wieder Fahrt aufnimmt. "First rule", das sind Schiffe, mit einem Rigg, das vor 1918 für Regatten freigegeben war. Heute kann man sie leicht an dem Gaffelsegel erkennen. Wir vermuten, es ist HETHI.

Obwohl wir langsam sind, verglichen mit den Teilnehmern der Robbe & Berking Sterling Cup Regatta, könnten wir vom Rand her in "Schussweite" an das Feld herankommen, denken wir. Das haben wir unter Segeln nicht ganz geschafft. Bald ist das Regattafeld vorbeigezogen.
Zeit für uns, nach Flensburg zurück zu segeln.

Alle Fotos: Manfred Schmidt