12.10.16 Schöne Technik

Die Bandsäge ist die Werkzeugmaschine der Bootsbauer schlechthin. Schon von weitem hört man sie "singen". Während sie sich durch dicke Planken frisst und alte Eichen in Sägespäne verwandelt bringt jeder Zahn ihr endloses Band zum Schwingen und erzeugt dabei das typische Geräusch der Holzwerft. Ihr Klang ist weich und melodisch und nicht zu verwechseln mit dem grellen Kreischen der Kreissäge, ihrer jüngeren Schwester. Wenn die traditionellen Holzwerften ihre Arbeit einstellen, wird auch ihr Gesang verstummen. Auch ein anderes Geräusch wird dann nicht mehr zu hören sein. Es entsteht, wenn die hunderte Sägezähne geschärft werden, was regelmäßig notwendig wird. Noch vor sechzig Jahren wurde das Schärfen Lehrlingen aufgetragen. Sie saßen dann Stunden- und Tagelang mit einer Feile in der Hand und gaben jedem Zahn scharfe Kanten in der vorgegebenen Form. Die Wirkung dieser monotonen Tätigkeit auf junge Seelen lässt sich mit der Rezitation der ersten Zeilen von Rilkes Cornet vergleichen: "Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag". Damals ging ein Lehrling mit 80 DM im Monat nach Hause. Heute werden die "Azubis" vermutlich für so etwas nicht mehr eingesetzt. Ihre Zeit wäre zu teuer. An ihre Stelle trat die Feilmaschine. Auf der Werft von Chr. Johnsson ist tatsächlich noch ein museales Exemplar im Einsatz. Das musss man einfach mal gesehen haben!


P.S.: WIr hätten gerne die Maschine in Arbeit gezeigt, aber dem Titel zum Trotz gibt es auch eine weniger schöne Technik, bei der zwei Anbieter von Standardprogrammen das Datenformat des Anderen nicht verarbeiten können (oder wollen?) Also gibt es hier nur ein Standbild der Vorrichtung. Dahinter verbirgt sich ein Link auf das Video. Also einfach auf das Bild klicken!


Vorrichtung zum Schärfen eines Sägebandes. Die Dreikantfeile bewegt sich horizontal, nach ein paar Bewegungen wird der Feilschlitten zurückgezogen und das Sägeband um einen Zahn nach unten bewegt. Dann beginnt der nächste Durchgang.