15.08.17 Krankenschwester hilft nicht

Heute morgen berichtet das Flensburger Tageblatt auf Seite fünf den aktuellen Stand der Informationen über die Kollision der RoRo.Fähre FINNSKY mit dem Dampfeisbrecher STETTIN. Demnach ist die Diskussion über die neue Sicherheitsrichtline (SiRi) neu entfacht. Sie wurde schon vor dem Unfall sehr emotionalisiert, weil sie vitale Interessen der Schiffseigner, -Freunde und natürlich auch der vom Tourismus abhängigen Gewerbezweige berührt. Sechs oder acht Wochen vor einer Bundestags- bzw. Landtagswahl ist die erneut aufflammende Aufregung somit normal.

Nicht normal sind die kenntnisbefreiten Argumente beteiligter Interessenvertreter aus den Lagern der Politik und Traditionsschiffer. Dabei hat die BSU (Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung) ihre Ermittlungen noch nicht einmal begonnen. Zunächst wurden lediglich Positions- und Radaraufzeichnungen der Schiffe gesichert und der Unfall in die Kategorie "Wenig schwerer Seeunfall" eingeordnet - da meldet sich schon ein Landespolitiker mit der Feststellung, "dass auch bei der Traditionsschifffahrt die Sicherheit gewährleistet werden muss". Das hatte zuvor auch niemand infrage gestellt. Aber deswegen schürt so eine verdeckte Unterstellung zusätzliche Emotionen und erschwert eine allseits akzeptable Übereinkunft. Doch auch auf der anderen Seite wird gezündelt. Das Flensburger Tageblatt zitiert eine Stellungnahme aus der Reihe der Traditonsschiffer, die auf ihre Weise zeigt, wie wenig man die Gesprächspartner im Bundesverkehrsministerium ernst nimmt: Bei einem Unfall wie diesem heisst es da "...hilft es auch nicht, zwei Atemschutzträger und eine Krankenschwester an Bord zu haben." Nun hatte aber auch keiner behauptet, dass mit der Einführung der Siri jedwede Art Unfall verhindert wird. Und dass Krankenschwestern an Bord sein müssen wurde nie gefordert.

Mit einer mehr an der Sache orientierten Äußerung wird der stellvertretende Vorsitzende des Dachverbandes der Traditionsschiffer GSHW zitiert. Er sagt: "Das Betonen der Sicherheit ist natürlich vollkommen richtig, allerdings wäre der Unfall auch mit der neuen Richtlinie nicht verhindert worden" und weiter: "Bis die Ermittlungen der BSU abgeschlossen sind, verbietet sich jede Spekulation".

Recht hat er. Aber es wird vermutlich nicht helfen. Denn vorher wird gewählt.